Edwin Hubble und George Lamaître folgerten im Zuge ihrer Untersuchungen in den 1920er-Jahren, dass unser Universum expandiert und offenbar in einem Urknall seinen Anfang nahm. Doch sofort stellte sich die natürliche Frage, wie es denn um die Zukunft unseres Universums bestellt ist?
Im Laufe der folgenden Jahrzehnte – und spätestens mit der Entdeckung der beschleunigten Expansion und der damit verbundenen Dunklen Energie – konsolidierte sich die Meinung, dass diese Frage alles andere als leicht zu beantworten sei. Und sie gehört bis heute zu den grundlegendsten Fragen der gesamten Kosmologie.
Viele Szenarien wurden mittlerweile entworfen, einige von ihnen wurden wieder verworfen und später erneut wieder aufgegriffen. Wird unser Universum ewig weiter expandieren und eines Tages gar in einem großen Knall zerrissen? Wird es irgendwann zu einer Stagnation und damit zu einem unweigerlichen Kältetod führen? Oder durchlaufen wir womöglich sogar einen periodischen Zyklus, der stets mit einem Urknall beginnt, das Universum aufbläst und irgendwann wieder zu einem Punkt kollabieren lässt, der einen neuen Urknall gebiert?
Die Alternativen – was kann uns erwarten?
In der modernen Kosmologie werden derzeit hauptsächlich drei Alternativen diskutiert, die sich gegenseitig ausschließen. Wir wollen diese drei Alternativen im Folgenden diskutieren und untersuchen, unter welchen Umständen diese denn eintreten könnten.
Der Big Rip („Das große Zerreißen“). Der Big Rip – manchmal in Analogie zum Urknall auch als „Endknall“ bezeichnet – ist in der Kosmologie eine der drei meistdiskutierten Hypothesen, die das Ende des Universums postulieren. Seit der Entdeckung der Dunklen Energie, und vor allem seit ihrer Zunahme, wird die Möglichkeit einer immer wachsenden Energiedichte in Erwägung gezogen, die schließlich divergiert (außer Kontrolle gerät) und das gesamte Universum „zerreißt“. Hypothetisch würde dieser Zerreißprozess zuerst die Galaxienhaufen betreffen, dann die einzelnen Galaxien, dann Planetensysteme, dann Planeten, Atome und letztlich die Elementarteilchen (Abb. 1).

Quelle: KI-generiertes Bild (erstellt mit Unterstützung von ChatGPT).
Aufgrund der Tatsache, dass die Dunkle Energie – oder zumindest der bislang unbekannte Effekt, der als Dunkle Energie interpretiert wird – im Laufe der Zeit zunahm, neigen nicht wenige Astrophysiker heutzutage zu der Ansicht, dass der Big Rip eine mögliche plausible Zukunftsvariante für unser Universum darstellt. Wann dieser bzw. seine einzelnen Phasen eintreten, ist bislang jedoch pure Spekulation.
Der Big Freeze („Das große Einfrieren“). Aktuelle Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Expansion unseres Universums unendlich fortdauern wird. Das Universum wird dann im Laufe der Zeit immer kühler und die Temperatur nähert sich mit der Zeit asymptotisch dem absoluten Nullpunkt (aktuell liegt sie bei 2,725 K). Wird dabei die Dunkle Energie das Universum nicht zerreißen, sondern stattdessen nur immer weiter auseinandertreiben, dann wird das Endstadium aufgrund des erwähnten Auskühlens als Big Freeze bzw. Big Chill bezeichnet.
Tatsächlich birgt diese Alternative, so einfach sie klingen mag, viele offene Fragen und Spekulationen.
Allgemeinhin wird in dieser Alternative angenommen, dass irgendwann in ferner Zukunft Schwarze Löcher das Universum dominieren werden, da Beobachtungen nahelegen, dass beispielsweise die zentralen Schwarzen Löcher in den Herzen von Galaxien mit der Zeit wachsen. Nachdem das Universum nur noch aus Schwarzen Löchern besteht, beginnen diese Aufgrund der Hawking-Strahlung langsam zu zerstrahlen, bis auch sie irgendwann vollständig verschwinden und das Universum nur noch aus Photonen und sehr leichten Teilchen besteht.
Zudem steht noch die hypothetische Möglichkeit im Raum, dass die Protonen an sich über einen langen zeitlichen Raum instabil sein könnten und irgendwann zerfallen. Unter dieser Annahme findet das zeitliche Ende – die letzte Phase – unseres Universums deutlich früher statt, aber immer noch um Größenordnungen später als das derzeit angenommene Alter des Universums.
Jegliche Details sowie die entsprechenden Zeiträume, die die beschriebenen Phasen betreffen, sind derzeit noch hochspekulativ.
Der Big Crunch („Das große Zusammenkrachen“). Der Big Crunch ist in der Kosmologie – neben dem Big Rip und dem Big Freeze – die dritte häufig diskutierte Alternative für ein hypothetisches zeitliches Ende des Universums. Hier kollabiert das Universum unter der Wirkung der eigenen Gravitationskraft immer stärker, bis es schließlich in einer Art von umgekehrtem Urknall, dem „Big Crunch“, endet und damit völlig verschwindet (Abb. 2). Diese Möglichkeit bedeutet mit anderen Worten, dass die Energie, die die Materie beim Urknall auseinandergeworfen hat, nicht groß genug war, um eine ewige Expansion zu gewährleisten – ganz so, als ob wir von der Erdoberfläche einen Ball in den Himmel werfen, dessen Geschwindigkeit nicht ausreicht, um die Erde vollständig zu verlassen. Bei dieser Alternative wird zusätzlich diskutiert, ob das Universum nicht eine Art Zyklus durchlebt, bei dem auf ein Zusammenkrachen stets ein weiterer Urknall folgt.

Was also erwartet uns wirklich? Zunächst einmal können wir die drei vorgestellten Alternativen im Wesentlichen in Abb. 3 zusammenfassen.

Quelle: KI-generiertes Bild (erstellt mit Unterstützung von ChatGPT).
Diese Frage lässt sich tatsächlich alles andere als einfach beantworten, da ihre Antwort von sehr vielen Parametern abhängt und viele notwendige Beobachtungen und Untersuchungen noch unvollständig oder noch nicht genau genug sind.
Beispielsweise stand das Big Rip-Szenario gar nicht zur Debatte, bis die Dunkle Energie in den 90er-Jahren entdeckt wurde und die beschleunigte Expansion des Universums aufzeigte. Mit der Existenz der Dunklen Energie, und vor allem mit deren Zunahme in den letzten Jahrmilliarden stellt sich der Big Rip als das wahrscheinlichste Szenario dar.
Auf der anderen Seite zeigen neueste Studien (2025), dass die Dunkle Energie in letzter Zeit ein wenig schwächer geworden zu sein scheint – diese Interpretation der Daten ist allerdings nur vorläufig und bedarf einer eingehenden Prüfung. Sollte sich dies jedoch bewahrheiten und die Dunkle Energie damit generell veränderlich sein, dann sind aufgrund des derzeit unklaren zukünftigen Verhaltens der Dunklen Energie prinzipiell alle oben vorgestellten Szenarien wieder im Rennen.
Welche von ihnen sich letztendlich als zutreffend erweist, muss eine deutlich bessere Datenlage beurteilen, und vor allem ein generell besseres Verständnis der Dunklen Materie sowie der Dunklen Energie – den dominanten Komponenten in unserem Universum. Und vielleicht eröffnen sich im Laufe zukünftiger Untersuchungen noch ganz andere und deutlich bizarrere Möglichkeiten für das Ende unseres Universums. Denn jedes Mal, als die Menschheit sich sicher war, alle Alternativen zu kennen, wurde sie – wie durch eine Laune einer höheren Macht – recht schnell eines Besseren belehrt …