Ein Erlebnisbericht von Bernhard Strauch
Bereits am 27. Juli des vergangenen Jahres gab es eine von Mitteleuropa aus am Abendhimmel sichtbare totale Mondfinsternis, die die AG Orion zusammen mit vielen Gästen bei besten Bedingungen und heißen Temperaturen beobachten konnte.
Dieses Mal stand ein Kontrastprogramm an. Die Mondfinsternis am 21. Januar fand in den frühen Morgenstunden statt und es wurden für unsere Verhältnisse tiefe Temperaturen vorhergesagt. Obwohl die meisten Hobbyastronomen bereits mehrfach Mondfinsternisse beobachtet haben, ist dies kein Grund, sich ein solches Ereignis entgehen zu lassen. Dazu sind totale Finsternis-Ereignisse viel zu beeindruckend und selten. Die nächste, von Deutschland aus fast vollständig zu sehende totale Mondfinsternis findet erst am 31. Dezember 2028 statt. Dann geht der Mond gegen 16.30 Uhr bereits teilweise verfinstert auf und die Finsternis endet gegen 19.30 Uhr mit dem Austritt aus dem Kernschatten der Erde – ein schöner Auftakt für anschließende Silvester-Partys.
Die Beobachtung einer Finsternis beginnt aber nicht erst am Tag des Ereignisses. Vorher werden die Beobachtungsdaten analysiert und die besten Zeitpunkte werden festgelegt. Das größte Fragezeichen steht immer hinter den Witterungsbedingungen. Schon Tage vor dem Event sind alle möglichen Wetter- und Wolkenprognosen der verschiedensten Informationsdienste Gegenstand intensiven Interessens.
Die sinnvoll zu verwendende Ausrüstung muss festgelegt und ggf. nochmals getestet, Belichtungsdaten für Fotos müssen vorgedacht werden, usw. Nachts in der Dunkelheit kann man auf Probleme oft nur noch schwer reagieren. Sorgfältige Vorbereitung ist ein wichtiges Element astronomischer Beobachtungen.
Als sich in der Woche vor dem Ereignis abzeichnete, dass das Wetter eine Beobachtung ermöglichen würde, glühten die Chatkanäle und es wurden Wetterbedingungen diskutiert, Daten ausgetauscht und zwischen den Mitgliedern der AG Orion die Vereinbarungen zum Treffpunkt getroffen. Auf der Homepage des Vereins wurde der Beobachtungstermin veröffentlicht, sodass auch Nichtmitglieder von der Beobachtung erfahren und partizipieren konnten.
Am Montag klingelten vor vier Uhr die Wecker, Autos wurden mit der Ausrüstung geladen und auf ging’s zum Beobachtungsplatz am Wanderparkplatz in Wehrheim-Pfaffenwiesbach. Vereinbart war, spätestens um 5.15 Uhr vor Ort zu sein.
Ab Viertel vor fünf trudelten die ersten Beobachter/-innen vor Ort ein und begannen, die Ausrüstung aufzubauen. Das Wetter war optimal, windstill, klar und die Luft transparent, keine Wolke war zu sehen. Ausnehmen vom Wetteroptimum muss man die Temperatur. Mit minus 11 Grad (!) war es ordentlich kalt. Glücklicherweise war das absehbar, sodass sich alle entsprechend angezogen hatten. Wären nicht die Teleskope, hätte man an ein Treffen von Polarforschern glauben können.
Gegen fünf Uhr hatte die Verfinsterung des Mondes schon begonnen, etwa die Hälfte befand sich bereits im Kernschatten der Erde. Der Mond stand ziemlich genau im Westen in einer nicht mehr allzu großen Höhe von ca. 28 Grad.
Nach und nach kamen etwa 11 Astronomiebegeisterte zusammen, darunter erfreulicherweise auch einige Gäste, die von dem Beobachtungstreffen der AG Orion erfahren hatten.
Es waren einige Teleskope und verschiedene fotografische Ausrüstung vor Ort, darunter auch das 120 mm Binokular-Teleskop eines AGO-Mitglieds, das alle ausgiebig nutzen durften. Der Mond, mit einem Abstand von nur ca. 355.000 km in relativ großer Erdnähe, bot hierin einen überwältigenden Anblick mit vielen Details, die trotz der Verfinsterung sichtbar waren. Die tiefrote Farbe verdient wirklich den Begriff „Blutmond“.
Gegen 5.43 Uhr begann die totale Phase der Verfinsterung. Zunächst war noch ein heller Schein am rechten Rand sichtbar, der sich im Laufe einiger Minuten immer mehr verkleinerte.
Um 6.11 Uhr war das Maximum der Verfinsterung erreicht (siehe Bild am Anfang). Trotz der Kälte hielten alle Anwesende tapfer aus und gingen ihren Beobachtungen und fotografischen Beschäftigungen nach. Besonders hilfreich waren hierbei auch die Kannen mit heißem Kaffee, die ein Mitglied der AGO freundlicherweise spendierte. Hierfür herzlichen Dank.
Parallel zur Mondfinsternis konnte man im Südosten den Aufgang von Venus und Jupiter beobachten, die in großer Nähe zueinander den Himmel emporstiegen. Im Bino-Teleskop konnte man schön die sichelförmige Ansicht der Venus und die Galileischen Monde des Jupiters sehen. Nach und nach begannen nun die Beobachtungsinstrumente Raureif anzusetzen.
Gegen 6.43 Uhr endete die totale Phase der Mondfinsternis mit dem Austritt aus dem Kernschatten. Zunächst erschien am oberen Rand des Mondes wieder ein weislicher Lichtschein, der sich schnell vergrößerte. Der Mond strebte nun schon deutlich seinem Untergang entgegen. Gegen 7 Uhr begannen alle – trotz warmer Kleidung ziemlich durchgefroren – zusammenzupacken und machten sich auf den Weg nach Hause oder zur Arbeit. Unterwegs konnte man noch den Monduntergang erhaschen oder einen schönen Sonnenaufgang erleben.
Alles in allem ein herrliches und unvergessliches Beobachtungsevent für alle Teilnehmer/-innen.