„Augen auf“ bei der Beleuchtung

Coronabedingt bleiben viele Menschen derzeit daheim und da möchte man es sich natürlich schön und gemütlich machen. Auch der heimische Garten soll etwas hermachen und da greifen Gartenbesitzer gerne zur Beleuchtung, um den Garten ins „rechte Licht“ zu rücken. Im Baumarkt findet sich eine große Auswahl, um den Garten zu illuminieren.

Doch „Vorsicht“: weniger ist hier mehr!

Solche Kugelleuchten werden im Fachhandel angeboten und sollen die Pflanzen im Garten nachts zu dekorativen Zwecken erhellen. Die Nacht wird dadurch buchstäblich zum Tag, selbst bei der Wahl kleinster LED-Leuchtmittel. Eine Gefahr für Insekten und auch Menschen. Der Sternenhimmel ist unter den Lichtglocken der Städte kaum noch zu erblicken. Foto: Markus Drexelius

Die Natur gerät aus dem Takt

Ein großer Teil unserer Tiere ist nachtaktiv. Durch künstliches Licht wird ihr Lebensraum verändert. Tagaktive Tiere, die nachts schlafen müssten, werden durch unsere künstliche Beleuchtung gestört.

Insekten werden durch helle Lichtquellen angelockt und können sich dem Bann des hellen Lichtes nicht entziehen und sterben, weil sie nicht mehr dem Weg hinaus, weg von der Lichtquelle, finden. Sie fehlen anderen Tieren dann als Nahrungsquelle und wir brauchen Insekten zum Bestäuben von Pflanzen, auch nachts.

Vögel sind auch direkt betroffen und bekommen vom künstlichen Licht falsche Signale, der Tag-/Nachtrhythmus gerät durcheinander. Zugvögel verlieren die Orientierung und können an den grell beleuchteten Hindernissen verunglücken.

Und auch wir Menschen werden durch künstliche Beleuchtung im Schlaf gestört, wenn sich das Schlafzimmer z.B. nicht richtig verdunkeln lässt. Bläuliches Licht vom Fernseher, Monitor oder Smartphone gaukelt unserem Körper vor, es wäre Tag. Das Schlafhormon Melatonin schüttet der Körper erst im Dunkeln aus.

„Weisst Du wieviel Sternlein stehen…“

So heisst es noch in einem bekannten Kinderlied, doch viele Kinder kennen den Sternenhimmel häufig nur noch aus Erzählungen. Wer einmal in einer dunkleren Region abseits der hell erleuchteten Städte Urlaub gemacht hat, kennt ihn noch: den faszinierenden Sternenhimmel mit dem Band der Milchstraße. Daheim in der Stadt sind kaum noch Sterne zu erkennen. Ein großer Verlust für uns Menschen, denn erst die Sterne geben der Nacht ihren Zauber.

Doch was tun?

Jeder kann aktiv einen Beitrag dazu leisten, die Lichtverschmutzung zu reduzieren. Dabei geht es gar nicht darum, Beleuchtung zu verteufeln. Sie sollte aber immer zielgerichtet und sinnvoll eingesetzt werden:

  • Beleuchtung nur dort, wo sie notwendig ist: Die Beleuchtung des dunklen Gehwegs, um Stolperfallen zu erkennen, ist sinnvoll. Den heimischen Garten oder das Haus zur Dekoration anzustrahlen erfüllt keinen praktischen Nutzen: das ist unnötig und sollte vermieden werden. Die Kriminalitätsstatistik zeigt, dass die meisten Einbrüche bei Tageslicht geschehen: Beleuchtung schützt also auch nur begrenzt vor Einbrechern.
  • Zielgerichtete Beleuchtung: Achten Sie darauf, dass die Lichtquelle nur die Stellen erhellt, die beleuchtet werden sollen (z.B. den Gehweg und nicht den Himmel). Durch Abschirmblenden oder die Auswahl geeigneter Leuchten mit Richtcharakteristik helfen dabei. Durch die richtige Platzierung der Leuchte können Blendungen und unerwünschtes Streulicht verhindert werden.
  • Beleuchtung nur zu Zeiten, wenn sie nötig ist: Nutzen Sie Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren, damit die Beleuchtung nur dann angeschaltet wird, wenn sie auch gebraucht wird.
  • Nur so hell, wie nötig: achten Sie auf die Helligkeit der Beleuchtung. Die Lichtstrommenge ist meist auf den Verpackungen zu finden: häufig reichen 100 Lumen (1 bis 2 Watt). Faustregel: maximal 1.000 Lumen (10 Watt). Die Stromkosten reduziert das auch.
  • Achten Sie auf die Lichtfarbe: die Beleuchtung sollte warmweiß sein (max. 2.700 Kelvin). Je mehr Kelvin, desto mehr unerwünschte Blauanteile hat das Licht.

In den folgenden Bildern finden Sie einige Beispiele:

Besser gelöst wurde die Gebäudebeleuchtung an der Usinger Polizeistation (ehem. Amtsgericht): die Leuchten strahlen von oben nach unten, so dass kein Licht direkt in den Nachthimmel strahlt. Foto: Christian Schmitz

Sternenparks & Sternenstädte

Einige Regionen und Städte haben das Thema bereits erkannt und nutzen es auch, um die Attraktivität z.B. als Urlaubsregion zu steigern: so wurde das UNESCO Biosphärenreservat Rhön im Jahr 2014 als Sternenpark ausgezeichnet und damit das Engagement zur Reduzierung der Lichtverschmutzung belohnt. Im Sternenpark Rhön wird der Blick in den Sternenhimmel zum Erlebnis.

Die Stadt Fulda wurde im Jahr 2019 als erste deutsche Stadt zur „Sternenstadt“ gekürt. Schon seit längerem setzen sich die Verantwortlichen für eine Reduzierung der Lichtverschmutzung ein.

Weitere Information zum Thema finden Sie hier: