Beim Blick in Richtung Westen bemerkt man nach Einbruch der Dunkelheit derzeit den hellen Planeten Jupiter. Direkt westlich von Jupiter erstreckt sich das Sternbild Andromeda, gefolgt vom markanten Viereck des Sternbildes Pegasus darunter. In diesem Bereich zieht der Komet 12P/Pons-Brooks derzeit seine Bahn, welcher schon seit Monaten von Astronomen beobachtet wird.
Der Komet besteht aus einem Brocken aus Eis, Staub und Geröll, wobei sein Kometenkern auf etwa 30 km geschätzt wird. Während er sich der Sonne annähert, verdampft ein Teil seines Eises und bildet eine gasförmige Hülle um den Kometen. Diese Kombination aus Staub und Gas erzeugt dann den charakteristischen Kometenschweif.
Die Vorhersage der Sichtbarkeiten von Kometen ist oft eine Herausforderung. Gelegentlich treten unvorhergesehene Helligkeitsausbrüche auf, aber auch Einbrüche sind möglich. Derzeit ist der Komet bereits mit einem Fernglas erkennbar, während er durch ein Teleskop als deutlicher, diffuser Nebelfleck erscheint.
Der Komet erhielt seinen Namen von seinen beiden Entdeckern. Zuerst wurde er im Juli 1812 vom französischen Astronomen Jean-Louis Pons am Observatorium von Marseille in Frankreich gesichtet. Zwischen 1801 und 1827 entdeckte Pons insgesamt 37 Kometen, was ihn zum erfolgreichsten Kometenentdecker aller Zeiten machte. Die folgende Rückkehr des Kometen wurde nach einer Bahnstörung im Jahr 1883 von William Robert Brooks im Bundesstaat New York, USA, beobachtet, der insgesamt dreizehn Kometen entdeckte. Trotz der Zuweisung an Pons und Brooks gibt es auch Dokumente aus China und Italien, die darauf hinweisen, dass der Komet möglicherweise bereits im 14. und 15. Jahrhundert beobachtet wurde.
Seine engste Annäherung an die Sonne, das sogenannte Perihel, wird Pons-Brooks am 21. April 2024 mit einem Abstand von 0,78 Astronomischen Einheiten zur Sonne erreichen. Dieser Punkt liegt innerhalb der Umlaufbahn der Erde und leicht außerhalb der Umlaufbahn der Venus. Die Kometenbahn weist eine Neigung von 74,2° zur Ekliptik auf. Aufgrund dieser steilen Bahnneigung ist er von Mitteleuropa aus nur vor dem Perihel sichtbar. Am 2. Juni wird er der Erde am nächsten sein, mit einem Abstand von 1,5 Astronomischen Einheiten. Seine größte Entfernung von der Sonne, das sogenannte Aphel, beträgt 33,6 Astronomische Einheiten. Dieser Punkt liegt etwas außerhalb der Umlaufbahn des Planeten Neptun.
Komet 12P/Pons-Brooks ist ein kurzperiodischer Komet mit einer Umlaufzeit von 71,3 Jahren um die Sonne auf einer langgestreckten elliptischen Bahn. Damit gehört er zur Kategorie der Halley-Typen, deren Umlaufzeiten im Bereich von 20 bis 200 Jahren liegen. Der Halleysche Komet (1P/Halley) hat mit 75,3 Jahren nur eine geringfügig längere Umlaufzeit als 12P/Pons-Brooks. Halleys letzte spektakuläre Erdnähe war im Jahr 1986, und seine nächste Wiederkehr wird erst für das Jahr 2061 erwartet. Im Gegensatz dazu ist 12P/Pons-Brooks deutlich lichtschwächer. Dennoch ist er ein interessanter Komet, da er derzeit am Himmel sichtbar ist und möglicherweise sogar mit bloßem Auge erkannt werden kann. Am 22. und 23. März wird Pons-Brooks zudem in der Nähe der Dreiecksgalaxie Messier 33 zu finden sein.
Pons-Brooks zeigte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres 2023 mehrere markante Helligkeitsausbrüche. Zu Beginn dieses Jahres erreichte er eine Helligkeit von etwa 9,3 mag. Es wird vermutet, dass seine Helligkeit im März auf 5 bis 3 mag ansteigen könnte und im April sogar auf rund 2,3 mag anwächst. Allerdings wird er zu diesem Zeitpunkt auch tief am Horizont in der Abenddämmerung zu sehen sein. Mitte April wird sich Komet 12P/Pons-Brooks dann vom mitteleuropäischen Himmel verabschieden.
Der Komet wird auch während der bevorstehenden totalen Sonnenfinsternis am 8. April 2024 in Nordamerika sichtbar sein. Zu diesem Zeitpunkt wird er sich 25° neben der verfinsterten Sonne befinden. Falls er weiterhin seine Helligkeit steigert, könnte er während der Sonnenfinsternis sogar eine Helligkeit von 2,5 mag erreichen.
Pons-Brooks ist auch als kryovulkanischer (eisvulkanischer) Komet bekannt. Durch die stetige Annäherung an die Sonne kommt es regelmäßig zu Ausbrüchen. Im Sommer des vergangenen Jahres kam es zu einer weiteren Explosion, die dem Kometen ein neues Aussehen verlieh. Dabei entstanden zwei markante Hörner, die an den Millennium-Falken aus Star Wars erinnern.
Während eines öffentlichen Beobachtungsabends ermöglichte die AG Orion den Besuchern, den Kometen 12P/Pons-Brooks durch die Teleskope der Volkssternwarte Hochtaunus zu betrachten. Des Weiteren konnten einige Vereinsmitglieder den Kometen bereits von dem Beobachtungsplatz in Pfaffenwiesbach aus mit einem 120mm Großfernglas beobachten.