Ein „Weihnachtsstern“ naht…

Helle Kometen sind seltene Erscheinungen am nächtlichen Sternenhimmel. Promentes Beispiel aus dem Sommer letzten Jahres war der Komet Neowise (C/2020 F3), der unter dunklem Himmel nicht nur im Fernglas, sondern sogar mit dem bloßem Auge zu sehen war. Wenn alles gut geht und die Helligkeitsentwicklung so positiv weitergeht, soll nun im Dezember 2021 ein weiterer Komet für das bloße Auge sichtbar werden. Sein Name lautet Komet Leonard (C/2021 A1). Er wurde am 3. Januar 2021 vom US-amerikanischen Astronomen Greg J. Leonard am Mount Lemmon Observatory in Tucson (Arizona) entdeckt. An diesem Tag war Komet Leonard noch ca. 750 Millionen Kilometer von unserer Sonne entfernt. Er bewegt sich auf die Sonne zu und wird seine größte Annäherung an die Sonne (das sogenannte Perihel) mit einer Entfernung von ca. 92,2 Millionen Kilometer am 3. Januar 2022 erreichen. Den geringsten Abstand zur Erde erreicht Komet Leonard mit ca. 35 Millionen Kilometern schon etwas früher am 12. Dezember 2021 um ca. 14.54 Uhr mitteleuropäischer Zeit.

Ob der Komet Leonard im Dezember 2021 wirklich so hell wird wie es die derzeitigen Schätzungen zeigen, muss jedoch hoffnungsvoll abgewartet werden. Die Entwicklung von Kometen ist leider unvorhersehbar. Kometen stammen aus dem äußeren Sonnensystem, dem sogenannten Kuiper-Gürtel oder der Oortschen Wolke. Sie bestehen aus Wasser, Eis, Staub und gefrorenen Gasen. Bei Sonnennähe verdampfen die Gase und bilden eine diffuse Hülle aus Gas und Staub um den Kometenkern, die auch Koma genannt wird. Durch den Sonnenwind verweht die Koma und bildet einen mehrere Millionen Kilometer langen Kometenschweif, der im reflektierenden Sonnenlicht leuchtet. Doch genau vorhersagen kann man nicht, wie sich ein Komet verhält. In der Vergangenheit gab es schon einige erfolgsversprechende Kometen, die in der Nähe der Sonne letztlich zerbrochen sind.

Komet Leonard wird als Erstes auf der nördlichen Halbkugel der Erde zu sehen sein und danach auf der südlichen Halbkugel. Trotz seiner hohen Geschwindigkeit von 254.412 Km/h wird seine veränderte Stellung mit dem bloßen Auge nur von Nacht zu Nacht auffallen, da sein Abstand zur Erde sehr hoch ist. Er huscht also nicht wie ein Flugzeug oder Satellit über den Himmel, sondern bleibt pro Beobachtungsnacht ziemlich konstant am Sternenhimmel stehen. Seine Bewegung wird aber auffallen, wenn man Leonard halbstündlich fotografiert und die Bilder vergleicht.

Dieses Foto entstand am 23. November 2021 zwischen 5:45 Uhr und 06:30 Uhr mit einem Linsenteleskop (72mm Öffnung, 432mm Brennweite) und einer Astrokamera (ASI 533MC) von Usingen aus. Foto: Markus Drexelius

Um den Kometen sehen zu können, muss man früh aufstehen. Zum Beispiel am 1. Dezember zwischen 3:30 und 6:30 Uhr. Dann steht er im Sternbild Jagdhunde. Als Orientierung kann die Deichsel des Großen Wagens (Sternbild Großer Bär) und der Stern Arktur im Sternbild Bärenhüter (Bootes) genommen werden. Eine entsprechende Aufsuchkarte für jede Nacht finden Sie unten:

Die Aufsuchkarte hilft dabei, den Kometen zu finden. Es ist die Position am jeweiligen Datum dargestellt. Die Sternenkarte zeigt den Himmel morgens um 05:30 Uhr in Richtung Osten. Die Deichsel des Großen Wagens und der helle Stern Arktur helfen bei der Orientierung. Grafik: Michael Feiler

Für Fotografen ist ein kosmisches Rendezvous sehr interessant. Komet Leonard wird am frühen Morgen des 3. Dezember 2021 dicht am Kugelsternhaufen Messier 3 vorbeiziehen. Die AG Orion wird bei klarem Wetter ebenfalls versuchen, diese reizvolle Begegnung auf Fotos festzuhalten. Am 11. Dezember 2021 wird hierzulande die letzte realistische Chance sein, Leonard gegen 6:00 Uhr am östlichen Horizont zu sehen. Die Tage danach steht er schon zu tief und die Beobachter auf der südlichen Halbkugel werden dann ihre Chance bekommen.

Komet Leonard ist also ein Spektakel, das man sich unbedingt anschauen sollte, denn der Dezember wird die letzte Möglichkeit bieten, Leonard zu sehen. Nachdem er seinen sonnennächsten Punkt erreicht hat, wird er laut derzeitigen Berechnungen aus unserem Sonnensystem geworfen und kommt auch nicht wieder zurück.

Himmelsereignisse wie diese wird die AG Orion künftig an der Volkssternwarte Hochtaunus zusammen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern beobachten und fotografieren. Ende Oktober wurde dazu die Baader AllSky-Kuppel angeliefert und montiert. Demnächst soll noch der sogenannte „Faltrefraktor“ (ein Linsenteleskop) in die Kuppel eingebaut und kleinere notwendige Arbeiten abgeschlossen werden, so dass die Volkssternwarte Hochtaunus im kommenden Frühjahr offiziell eröffnen kann.

Da auch die restlichen Abschlussarbeiten den Verein finanziell fordern, bittet der Verein um weitere Spenden, und zwar auf das Konto der Astronomischen Gesellschaft Orion e.V.: IBAN: DE 305 1250000 0001 057480, BIC: HELADEF1TSK Taunus Sparkasse, Zweck: „Volkssternwarte“.